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Stein-Architektur > Tempel Übersichtskarte > Abydos

Die ägyptischen Tempel waren zur Erhaltung und Entfaltung
der göttlichen Kraft gedacht.

Abydos

Kultstätte des Osiris, Tempel von Sethos I.

Ort in Oberägypten. In pharaonischer Zeit berühmt für seinen Osiriskult. Abydos liegt auf dem Westufer des Nils, ca. 150 km nördlich von Luxor.

Abb. links: Hieroglyphen-Schreibung vom antiken Abydos, altägyptisch: Abedju.
(heute: al-Araba al Madfuna)


In Abydos (gr., altägyptisch Abedju) lag das Hauptheiligtum des großen Gottes Osiris, "Herrscher der Toten". Nach der Legende tötete einst Seth seinen Bruder Osiris und zerstückelte ihn. Hier in Abydos wurde der Kopf des Gottes als Reliquie aufbewahrt. In Abydos befand sich zunächst eine Kultstätte von dem Gott Chontamenti "Erster der Westlichen", die auf eine sehr frühe Periode zurückreicht. Sein Kult wurde während der 5. und 6. Dynastie mit dem des Osiris' verschmolzen. – Zu Beginn der 11. Dynastie machte König Antef II., nachdem er die Herrschaft über Abydos erlangt hatte, die Stadt zur "Stätte des Osiris". Hier wurden später auch die berühmten Mysterien des Gottes gefeiert.

Abb. oben: Eingangsbereich zum Tempel des Sethos' I., 19. Dynastie, um 1285 v.Chr.
(Foto: Elke Bassler)


Abydos war ursprünglich eine Fürsten-Nekropole der nahe gelegenen Stadt Thinis, Hauptstadt der Thiniten, in der Frühzeit der Historie Ägyptens: Eine lange Besiedlungsgeschichte weist die Gegend um Abydos auf; es liegen hier ein Ort aus der Negade-I-Kultur sowie Nekropolen der Negade-Kultur (prädynastische Zeit). Aus dem Negadedorf entwickelte sich eine Stadt während der beiden thinitischen Dynastien, um 3000 bis 2700 v.Chr. Die Könige der ersten Dynastie wählten in Abydos ihre Nekropole.

In Abydos wurden etwa 350 Gräber entdeckt, königliche und nicht-königliche. Auch zahlreiche Gräber heiliger Tiere, wie Ibisse, Falken und Schakale, wurden hier gefunden.

Abb. links: Namenskartuschen von Sethos I.
(Foto: Elke Bassler)


Leider sind von der alten Stadt und vom Heiligtum des Osiris nur wenige Ruinen übrig geblieben. Weit besser erhalten sind die Tempel von Sethos I. und Ramses II.

Der Tempel des Sethos, aus Kalkstein, ein sogenanntes »Millionenjahrhaus« gehört heute zu den eindrucksvollsten Sakral-Bauten Ägyptens.

Abb. rechts: Inschrift und Namenskartuschen von Ramses II., User maat re setep en re (TN)
(Foto: Elke Bassler)


Ramses hat den Tempel Sethos' I. vollendet, doch diese Vollendung liegt heute nur noch in Trümmer. Der grandiose Tempel wurde von Sethos I. als Gedächtnistempel erbaut um an seine Pilgerfahrt nach Abydos zu erinnern. Desweiteren, so vermutet die Ägyptologin R. Schulz, um den Frevel, d.h. das Verlassen dieses heiligen Ortes während der Amarnazeit unter Echnaton, wieder gut zu machen. Der Tempel sollte an alle früheren Könige erinnern und den großen Göttern geweiht sein. Betritt man den Tempel, bzw. das was davon noch geblieben ist, über die beiden zerstörten Vorhöfe so erblickt man einen Zwölf-Säulen-Portikus. Diese heutige Fassade war in der Pharaonenzeit der zweite Portikus. Erster Portikus und der Eingangspylon sind fast vollständig zerstört.

Hinter dem antiken zweiten Säulen-Portikus liegt das erste Hypostyl (Säulenhalle). Das zweite Hypostyl diente als Vorhalle den dahinter liegenden Kapellen.

Abb. links: Töchter von Ramses II.,
Vorhof.
(Foto: Elke Bassler)


Die 36 Säulen in den beiden Hypostylen sind mit verschiedenen und hochwertig ausgeführten rituellen Szenen dekoriert. Darunter auch wie Pharao Sethos I. den Göttern Opfer darbringt. Hinter den Säulenhallen liegen sieben Kapellen, geweiht von Süden nach Norden: Sethos I., Ptah, Re-Harachte, Amun, Osiris, Isis und Horus. Diese sieben Kapellen bilden das Zentrum des Haupttempels. Jede Kapelle ist mit Bildern versehen worden, auf denen Rituale mit den jeweiligen assoziierten Göttern dargestellt sind.

Abb. oben: Sethos I. vor der Göttin Isis. Sie hält ihm das Symbol für Leben an die Nase. Isis trägt das königliche Abzeichen, die Geierhaube. Die Geierhaube war ursprünglich der Kopfschmuck der oberägyptischen Göttin Nechbet (oben in Bild, teils zerstört).
(Foto: Elke Bassler)


Im Südflügel des L-förmigen Sethos-Tempels liegen Zeremonienkammern und eine Halle in der die Barken der Tempelgötter, Statuen und Prozessionsutensilien aufbewahrt wurden, sowie mehrere Dienstzimmer. Daneben im östlichen Teil noch etliche ausgedehnte Lagerräume aus Lehmziegel.

Abb. links: In königlichem Ornat: plissiertem Prunkschurz, Halskragen, Königskappe mit Uräus und Zepter in der rechten Hand sitzt Sethos I. auf dem Schoß seiner göttlichen Mutter Isis. In göttlichem Sinne trägt sie Horus auf ihrem Schoß.
(Foto: Elke Bassler)

Exkurs Isis (und Horus):
Als Gemahlin und Schwester des großen Gottes Osiris ist sie auch die Mutter von Horus, bzw. von Harsiesis (= Horus, Sohn der Isis). Viele Darstellungen und Statuen zeigen sie wie sie ihren leibhaftigen Sohn Horus auf ihrem Schoß sitzend beschützend wie eine Mutter trägt. Zusammen mit Osiris und Horus bildet sie die sog. Göttertriade von Abydos.


Mit dem sogenannten Osiris-Mythos wurde dem großen Gott Horus eine weitere Rolle zugedacht, nämlich die des "Horus, Sohn der Isis" und somit Sohn von Osiris; Horus wurde sein Thronnachfolger und Erbe. Im lebenden König auf Erden inkarnierte sich dieser Horus. Pharao = Horus auf Erden.

Das Dekorationsprogramm das die Wände in den Kapellen schmückt zeigt rituelle Szenen. Es besteht aus einer Abfolge von Handlungen, die der König (oder an seiner Stelle ein Priester), vor dem Götterbild zu vollziehen hatte. Die Ritualfolge, die als Bildfassung teils vorliegt, ist wie folgt:

Betreten des Sanktuars, Öffnen des Kultbildschreines, Erscheinen des Gottes, Niederwerfen vor dem Gott, Preisen und Beschenken der Gottheit, Herausnehmen des Kultbildes aus dem Schrein, Säubern des Bildes, Bekleiden, Überreichen der Insignien, Salben und Schminken, abschließende Reinigung des Bodens, Zurücksetzen des Bildes in den Schrein, Verwischen der Fußspuren, Löschen der Fackeln und Schließen des Schreins.

Abb. oben links: Sethos vor Amun-Min und Amun, beim Lobpreisen und Opferdarbringen. Abb. oben rechts: Sethos bringt vor dem Reichsgott, des Neuen Reiches, Amun ein Opfer dar.
(Foto: Elke Bassler)

Osireion in Abydos

Dieser bedeutende unterirdische Kenotaph (Scheingrab*), der in Abydos als "Osireion" bezeichnet wird, da er als Kenotaph des Osiris galt, war von Sethos begonnen, aber erst unter Merenptah vollendet worden. Durch eine unterirdische gewölbte Galerie von gut 32 Metern Länge kann man den Kenotaph betreten. Die Wände sind mit Auszügen aus dem Totenbuch und dem Pfortenbuch bedeckt.
Einst scheint an jener unterirdischen Stelle eine heilige Kultstätte gelegen zu haben, an der die Reliquie – der Kopf – des Osiris aufbewahrt wurde und seine Mysterien gefeiert wurden. Sethos I. verwandelte dies Osiris-Scheingrab in das Bauwerk das heute noch zu sehen ist:

Alljährlich fanden in Abydos die Mysterienspiele des Osiris statt. Und jeder gläubige Ägypter fand in Abydos das Ziel seiner Wallfahrt. Viele errichteten sich hier eine Grabstele; So konnte der spätere Besitzer dieser Stele an den Auferstehungsriten des Osiris teilhaben, welche eine sich stets wiederholende Neugeburt im Jenseits ermöglichten. Abydos hatte in der griechischen Zeit (332–30 v.Chr.) seine Bedeutung verloren.

*Der Begriff Kenotaph bezeichnet eine spezielle Art von Grab, in dem der Leichnam selbst nicht enthalten ist. Es ist ein symbolisches Grab für die Seele des Verstorbenen.

(Foto: "Osireion": Stefan Eggers)


Von dem zweiten Hypostyl des Haupttempels zweigt ein Gang ab, dessen Westwand mit der berühmten Königsliste von Abydos dekoriert ist:

Königliche Ahnenverehrung:

Abb. rechts: Ausschnitt der Königsliste in Abydos im Tempel des Sethos' I:

Auf einem Wandrelief sind die Namen von 76 Königen verewigt worden, vom Regierungsantritt des Sethos um 1306 zurück bis zu Menes um 3000 v.Chr. (Kartusche 1. Reihe, oben links.)

Die Herrscher Hatschepsut und die Amarna-Könige: Echn-aton, Semench-ka-re, Tut-anch-amun, Eje wurden von den Ägyptern in jener eingemeißelten Inschrift bewußt ignoriert.
Insofern ist die Liste eigentlich nicht vollständig. Aber diese Königsliste ist für die Forscher eine willkommene Hilfe bei der Rekonstruktion der altägyptischen Historie.

Abb. unten: Sethos I. mit seinem Sohn Ramses II. (sein Thronnachfolger) auf der Königsliste von Abydos. Die beiden bringen ein Opfer dar und der junge Ramses rezitiert aus einer Papyrusrolle das Ritual der Lobpreisungen für die vergangenen Könige. (Fotos: Elke Bassler)

Buch-Tipp

  • ABYDOS – Tor zur ägyptischen Unterwelt.
  • Autoren: Ute Effland / Andreas Effland
  • Verlag: Philipp von Zabern
  • Umfang: 144 Seiten
  • Buchformat: 24 x 30 cm
  • Geb. Ausgabe Schutzumschlag
  • 1. Auflage
  • Abb.: 123 farbig und 54 s/w
  • Erscheinungsdatum: 2013
  • ISBN: 978-3-8053-4541-5
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Der Bildband "Abydos – Tor zur ägyptischen Unterwelt" erschien in der Reihe Sonderbände der Antiken Welt im Zabern-Verlag. Damit liegt der Leserschaft ein sehr schön gestaltetes Buch vor, das ausführlich und fundiert über den Schauplatz berichtet, an dem die berühmten Mysterien von Tod und Auferstehung des Osiris im alten Ägypten, gefeiert wurden.
Abydos als Ort, ca. 160 km von Luxor entfernt, und als frühe Königsnekropole, sind die Hauptthemen der Beschreibungen, die von den beiden Ägyptologen Ute und Andreas Effland sorgfältig dargelegt werden. Dabei richten sie ihr Fokus auf zwei Bereiche: Abydos und seine Bedeutung als Tor zur Unterwelt sowie das Areal mit dem Namen Umm el-Qaab ("Mutter der Opferschälchen"); genauer ein sakraler Raum in diesem Gebiet, in dem bis heute das Deutsche Archäologische Institut (DAI) mit Grabungen aktiv ist.

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