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Stein-Architektur

Stein-Architektur

Pyramiden, Tempel, Gräber ...

Die Architektur in den frühen Hochkulturen hat bei gleichen Grundlagen viele gemeinsame Charakteristika. Sie ist unter anderem massiv, repräsentativ, monumental, symbolisch, konservativ, formalistisch.

Die Massivität beruht technisch auf dem Mauer-Massenbau. Man ersetzt leichte Bauweisen der Vorzeit durch Mauern aus gestampftem Lehm oder Lehmziegeln. Am Anfang steht die Durchformung der Innenräume und eine möglichst ökonomische Bauweise.
Der Wille zur Dauerhaftigkeit und Monumentalität führt aber bald zur Verstärkung der Mauern und zur Ausbildung massiver Volumen. Der Massenbau garantiert den gewünschten repräsentativen und monumentalen Charakter der offiziellen Architektur. Die Macht und Bedeutung einer Stadt, eines Herrschers, eines Gottes dokumentieren sich in undurchdringlich erscheinenden Mauern und aufragenden Baukörpern.

Abb. oben: Göttertempel: Kom Ombo / Säulenkapitelle. (Foto: Peter Funk)


Die Architektur ist, wie in anderen Hochkulturen, Staatsangelegenheit. Das Bauen großen Stils gehört zu den königlichen Aufgaben. Ein großer Teil der Wirtschaftskraft des Reiches wird ständig für die Staatsbauten verbraucht.

Beim Profanbau liegt das Schwergewicht auf dem Bau der weiträumigen Paläste in den verschiedenen Residenzen. Daneben werden Zweckbauten für den Staatsbedarf (Magazine, Verwaltungen) und wenige Festungen errichtet. Der Sakralbau umfaßt neben den Tempeln für die Götterfamilien auch die Grabbauten und Totentempel für die vergöttlichten Könige.

Sakral- und Profanbau sind nicht nur vom Programm und der Typologie her verschieden, sondern auch vom Baumaterial, dessen Anwendung symbolisch und religiös bestimmt ist. Im Profanbau werden auch die repräsentativen Palastanlagen überwiegend aus Lehmziegeln und Holz errichtet. Sie dienen der Zeit. Tempel und Grabanlagen sind aus Naturstein gebaut. Das ist ein Symbol für ihre ewige Dauer, ebenso wie die Lage der Nekropolen auf dem Wüstenplateau, das den Fluten des Nils und ihren Veränderungen entzogen ist.

Diese für Zeit und Ewigkeit verschieden getroffenen Maßnahmen bewähren sich bis heute: von den Heiligtümern und Totenstädten stehen noch umfangreiche Ruinenkomplexe aufrecht, während Städte und Paläste im Nilschlamm versunken oder zu Schutthügeln zerfallen sind.

Abb. links: Zeichnerische Rekonstruktion eines königlichen Palastes in Achetaton. Neues Reich. (c) A. Semling


Der Profanbau des Alten und Mittleren Reiches kann nur aus Nachbildungen an den Königsgräbern erschlossen werden. Aus dem Neuen Reich sind nur wenige Ruinenstätten ergraben.

Zeugen der Baugeschichte sind in erster Linie die Grab- und Sakralbauten: Mastabas und Pyramiden im Alten Reich, Totentempel im Mittleren Reich und die großen Göttertempel im Neuen Reich.

Abb. oben: Mastaba-Komplex von Königin Chentkaus I. in Giseh (© by fröse multimedia / cheopspyramide.de)

Abb. oben: Cheops-Pyramide
Bau der ersten Pyramide von Giseh.
(Foto: Carmen Wolfram)


Die Formen der ägyptischen Architektur erscheinen teils als Abstraktion und Geometrisierung von Vorbildern der anorganischen Welt (Felsformationen, Megalithformen), teils als Stilisierung von Pflanzenformen (Papyrus, Lotos, Palme), teils als Remininsenz an urtümliche Bautechniken (Holz-, Schilf- und Lehmbau). Der Dualismus tektonischer und organischer Formen ist eines der konstanten Merkmale.

Beliebt sind in allen Epochen Säulen mit Attributen aus der Pflanzenwelt. Dabei werden die Wappenpflanzen von Ober- und Unterägypten, Lotos und Papyrus, bevorzugt; Pflanzen, die nur symbol-dekorative Funktionen übernehmen können. Die ältesten erhaltenen Steinkapitelle gehören zu Papyrussäulen am Nordbau im Djoser-Komplex. Es sind monumentale Stilisierungen des dreikantigen Schaftes und der glockenförmigen Blüte von starkem Naturalismus. Auch die Lotosblüte brachte eine eigene Kapitellform hervor, die im Mittleren Reich und Neuen Reich häufig mit dem Papyruskapitell verschmolz.
Bevorzugt sind die Bündelsäulen, Stilisierungen früher Dekorationsstützen aus gebündelten Schilf- und Papyrus-Stengeln. Die Kapitelle sind Varianten zweier Grundtypen, des offenen und des geschlossenen. Die anfängliche Straffheit wird im Neuen Reich durch voluminöse, walzenförmige Säulenschäfte abgelöst.

Sie tragen oft umfangreiche Bilddarstellungen und verkörpern deutlich die Tendenz zum Kolossalen, die seit der 18. Dynastie um sich greift. Palmenkapitelle gehen zurück auf Holzsäulen mit krönenden Palmwedeln. Ihre Übertragung in den Stein führt zur Stilisierung der wesentlichen Elemente: Säulenschaft, Seilschnürung und Palmwedel, wie beispielsweise in der 5. Dynastie.

Abb. links: Bündelsäulen mit Hieroglyphen dekoriert, Karnak. (Foto: Nic Cramer / www.Pixelio.de)


Die Grundformen sind von großer Beständigkeit. Sie reichen teilweise bis in das Paläolithikum zurück und erhalten sich im Wechsel der Zeitstile bis in die Spätzeit. Auf diese Konstanz gründet sich der über Jahrtausende hin gleiche spezifische Charakter der Architektur.


Alle Bauformen sind für die Ägypter Träger einer komplexen Symbolik. Zweck und Symbolgehalt eines Gebäudes sind kaum voneinander zu trennen. Die Symbolhaftigkeit der Formen ist eine ihrer Hauptfunktionen, oft sogar ihr einziger Zweck. Eine einzige Form kann Symbol für eine Mehrzahl von Erscheinungen, Kräften und Traditionen sein. Der Dualismus von Tektonik und Organik verbindet sich mit der Traditionalität und Symbolhaftigkeit.

Dieses Rebusprinzip gilt ähnlich für die Architektur, besonders für Formen, die trotz ihrer Größe keine Gebäude oder Bauglieder, sondern »tektonische Zeichen« sind wie Pyramide und Obelisk. Beide sind zugleich Einzel- und Gesamtform, sind absolute Formen. Hinter ihrer geometrischen Klarheit verbirgt sich aber eine vielfältige Symbolik.

Die klassische Form der Pyramide ist das Ergebnis eines langen Abstraktionsprozesses, der eng verbunden ist mit dem Pharaonenkult und der Religion des Sonnengottes Re von Heliopolis.

Abb. links: Mit Hieroglyphen beschriftete Kapitellsäule aus Stein. Neues Reich. (c) The British Museum, London. Foto: Anja Semling

Dem gleichen Formenkreis gehört auch die Ausbildung der Obelisken an. Als seine Urform gilt der Ben-Ben, der heilige Stein in Form eines aufrechten unregelmäßigen konischen Monolithen (Menhir). Er zeigt zur Spitze hin einen Knick, der beim Obelisken geometrisiert wird. Die klassische Nadelform bleibt bis Ende seit dem Mittleren Reich unverändert. Ein Pyramidion ist auch die Spitze jeder großen Pyramide, ein Werkstück aus härtestem Stein.

Ägyptische Bauwerke zeigen während aller Epochen eine Art von Familienähnlichkeit. Ihre Grundzüge bilden sich schon in der experimentellen Frühphase zu Beginn des Alten Reiches aus und kommen in der Pyramidenzeit zur vollen Geltung. Der Aufbau der Baumassen zeigt bei vielen Bauten eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit den Großformen der Landschaft längs des engen Niltales.

Abb. oben: Pfeiler-Fassade des Totentempels der Pharaonin Hatschepsut-Maatkare. (Foto: Bianca Schlegel)

Abb. oben: Überlebensgroße Osiris-Hatschepsut-Statue beim Totentempel der Pharaonin. (Foto: Peter Funk)


Die ägyptische Architektur bevorzugt beim einzelnen Baukörper ruhig lagernde oder stehende, geschlossene Volumen. Selbst bei den hoch aufragenden Pylonen an den Fronten der Tempel wird die Vertikalbewegung durch den betont horizontalen oberen Abschluß aufgefangen.

Zu Beginn des Alten Reiches stehen neben den großflächigen Elementen noch plastisch gegliederte Wände wie bei den Mastabas und der Mauer um den Djoser-Komplex. Mit den Pyramiden der 4. Dynastie wird die reine ungebrochene Fläche beherrschend. Sie formt seitdem, horizontal lagernd oder ruhig stehend, die Konturen der Baukörper. Durch Verzicht auf plastische Gliederung und durch höchste Vereinfachung entstehen aber nicht nur eindrucksvoll klare Silhouetten, auch versenkte Reliefs werden zur Geltung gebracht.

Die Verschmelzung der bildenden Kunst mit der Architektur erreicht in der ägyptischen Flächenkunst eine höchste Stufe. Der ägyptische Massenstil entsteht durch bewußte Reduzierung anfänglicher Formenvielfalt auf wenige Grundelemente.

Symmetrie und Aufbau in der Längsachse gehören zu den wichtigsten Prinzipien der ägyptischen Architektur. In ihnen drückt sich der Sinn der Ägypter für Gleichmaß, Harmonie und Regelhaftigkeit besonders klar aus. Die durch die Axialsymmetrie bedingte spiegelbildliche Verdoppelung der Formen bestimmt den ausgewogenen statischen Charakter der ägyptischen Baukunst.

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