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Altägyptischer Schmuck

Wie in vielen alten Kulturen hatte der Schmuck auch in Ägypten zunächst reinen Schutz- und Abwehrcharakter, den er vielfach beibehalten hat. So wie noch heute im Orient Augenamulette gegen den »Bösen Blick« schützen sollen, sind auch damals eine große Anzahl von heiligen Zeichen, Götter- und Dämonen-Figürchen in Ketten und Anhänger eingefügt worden, um ihnen magische Kraft zu verleihen. Eine besondere Rolle spielte dabei das sogenannte Udjat-Auge (Abb. unten), auch genannt "Horus-Auge", um das sich verschiedene Mythen und Erzählungen ranken.

Udjat-Auge. Foto: Anja Semling

Ihm wurde wohl ein besonders großes Schutzvermögen zugesprochen, denn es findet sich an den verschiedensten Schmuckteilen in unterschiedlicher Ausführung:

Abb. links: Udjat-Auge.
British Museum, London. (Foto: Anja Semling)


Als Amulett-Anhänger, an Fingerringen aus Glas und auf Fayenceringen in Durchbruchsarbeit, als Kettenglied oder aufgemalt auf große, blau glacierte Fayencekugeln. Dieses Udjat-Auge sollte den Ägypter nicht nur vor Krankheiten schützen, es ist auch das Symbol der Hellseherei und Fruchbarkeit. Ein sehr beliebtes Schmuckstück im Alten Ägypten.

Im Alten Ägypten wurden diverse Halbedelsteine zu Schmuck, Amuletten und auch kleinformatigen rundplastischen Objekten wie Statuetten und Gefäßen verarbeitet. Die allermeisten Schmuck-Stücke hatten starken Symbol-Charakter.

Abb. links: Geplättelter Halskragen aus Gold.
Gold ist die Farbe der Sonne und der ägyptischen Götter. Gold war ein heiliges Metall und sollte nicht nur zieren, sondern mit magischer Kraft erfüllen.
Ägyptisches Museum Kairo (Foto: Peter Funk)


Klassischer Schmuck für Könige und Adlige oder Vornehme, war der Halskragen auch Schulterkragen genannt. Bezeugt sind solche Krägen vor allem aus dem Neuen Reich. Aus Gold und mit Edelsteinen eingelegt gab es sie in zahlreichen Varianten. Solche Halskrägen vielfach auch aus echten Blüten von Pflanzen, wurde dem Verstorbenen mit ins Grab gegeben. Zum Beispiel auf der Brust der Mumienhülle liegend. Im Grab des Tutanchamun fanden sich zahlreiche Blüten-Halskrägen. Für Männer und Frauen, sowie für Lebende und Tote, läßt sich der Schulterkragen zu allen Zeiten der pharaonischen Epochen nachweisen.

Abb. oben: Halskragen. British Museum, London (Foto: Anja Semling)


Materialien zur Schmuckherstellung

Zum Teil dienten natürliche Elemente als Schmuck, die Schalen der Kauri-Muscheln beispielsweise oder auch frische Blüten und Knospen, die zu Kränzen geflochten, den Teilnehmern an Festen und Feiern überreicht wurden.

Bei der künstlerischen Schmuckherstellung wurden verschiedene Materialien verwendet: Silber und Gold, Kupfer und Bronze, Halbedelsteine wie Amethyst, Malachit, Lapislazuli, Karneol und dunkelroter Granat, Glas und vor allem die ägyptische Fayence, die in den verschiedensten Farben leuchtend glasiert werden konnte. Zu Perlen und Amuletten verarbeitet wurden die Schmuckstücke getragen. Von der einfachen Perlenkette aufgereiht auf einer Lederschnur in der Frühzeit bis hin zum aufwendigen Krönungspektoral im Neuen Reich. Den Edelsteinen und Farben wurden besondere Kräfte zugesprochen.

Fayence (Abb. links): besteht aus kalkhaltigem Wüstensand, Kupferverbindungen als Farbgeber sowie Natron, einem Bindemittel und Wasser als Zusätzen.


Diese Masse wurde geknetet, zu Perlen geformt, getrocknet und vermutlich schon zu früher Zeit in einem Bett aus Calcitpulver, Salzpflanzen-Aschen und Kupfer-Verbindungen im Ofen gebrannt. Ein Halm, um den die Perle geformt war und der im Feuer verglühte, ersparte die schwierige Prozedur des Durchbohrens.

Glasuren: Den Ägyptern gelangen schon im frühen 4. Jahrtausend, Imitationen von blaugrünen Steinen. Perlen und Anhänger aus Steatit und Quarz wurden grün und blau glasiert. Die Erfindung ist wahrscheinlich einem Zufall zu verdanken: beim Zusammentreffen von kupferoxidhaltigem pulverisiertem Malachit (Augenschminke) und natronhaltigem Wüstensand am offenen Herdfeuer verbanden sich Kupferoxid, Natron und Quarzsand und schmolzen zu Glasur.

Lapislazuli (Dunkelblauer Halbedelstein) kam wahrscheinlich auf weiten Handelsstrecken aus Afganistan (Hauptquelle: Hindukusch-Gebirge) über Mesopotamien nach Ägypten. Lapislazuli wurde seit frühester Zeit zu Schmuck verarbeitet.

Malachit, seltener zu Perlen verarbeitet, dafür zerrieben als Augenschminke benutzt.

Für die Perlenherstellung sind auch Gold, Silber, Kupfer und auch Meteoreisen bezeugt. Aus Vorderasien wurde wohl reines Silber importiert.

Ohrringe aus Gold

Halskette

Armreif aus Gold

Halskette

Halskette

Halskette

Abb. oben: Ohrringe und Armreif aus Gold. Halsketten aus verschiedenen Materialien, z.B. Lapislazuli. – British Museum, London (Foto: Anja Semling)


Gold: Ägypten war das goldreichste Land unter den Hochkulturen des Altertums. Ägypten besaß zahlreiche Goldvorkommen im eigenen Land, in der oberägyptischen Ostwüste, den Urgesteinszügen längs der Küste des Roten Meeres. Gold tritt in weißen Quarzadern überall dort hervor, wo Schiefer und Granite aufeinandertreffen. Diese Goldvorkommen ziehen sich über die Südgrenze Ägyptens am 1. Katarakt weit hinaus, über das »Goldland Ta-Nub« (Nubien) bis tief in den Sudan hinein.

Gold

Gelegentlich haben die Pharaonen das »nubische Gold« im Alten Reich als Tribut bezogen. Das Gold in den Goldminen Nubiens wurde mittels Expeditionen ins eigene Land Ägypten gebracht und dort bearbeitet. Unter den Thutmosiden (Neues Reich) gabs zahlreiche Gold-Expeditionen ins Goldland Nubien.

Abb. links: Horusfalke auf der Hieroglyphe für »Gold«

Gold ist die Farbe der Sonne – und der ägyptischen Götter: Das Gold hatte im Alten Ägypten eine andere Bedeutung als heutzutage, es besaß magische oder auch göttliche Kräfte und war das »Fleisch der Götter«.


Gold war ein heiliges Metall und sollte nicht nur zieren, sondern mit magischer Kraft erfüllen. Mit diesem Wissen wird auch die Bedeutung und werden die Formen des Schmuckes verständlich, welchen die Könige, Königsgemahlinnen, Prinzen und Prinzessinnen, Beamte und Untertanen trugen sowie jenen mit ins Grab gegeben wurde. Silber dagegen war das 'Knochen'gerüst und Lapislazuli die Haarfarbe der Götter.

Farbsymbolik bei der Auswahl der Steine für Schmuck

  • Rot: Blut, Wüste, Schlechtes, aber auch Schutz (bei Amuletten).
  • Schwarz: Fruchtbarkeit (wie der Nilschlamm selber).
  • Grün: Vegetation, Frische, Jugend, Wachstum, Regeneration.
  • Blau: Luft, himmlische Sphäre.
  • Weiß: weiß stand in Grabmalereien oft für Silber. Trauer- und Festtagskleidung wurde in weiß dargestellt.

Abb. oben: Halskette aus Fayence-Perlen. Manchester Museum (Foto: AS)


Gesteinsarten, die hauptsächlich in ägyptischem Schmuck verwendet wurden. Am häufigstent: Amethyst, Bergkrsitall, Chalzedon, Hämatit, Jaspis, Karneol, Lapislazuli, Malachit und Türkis verwendet.

Achat

durchscheindend, verschiedene Färbungen.
Wadi Abu Gerida in der Ostwüste und Sinai.

Alabaster

(griechisch, nach der ägyptischen Stadt Alabastron; geologisch Calcit) weiß oder gelblich, teilweise durchscheinend, oft mit goldgelben Adern. Ostwüste.

Almandin

blutrote Abart des Granats.

Amethyst

durchscheinend violett. Wadi el-Hudi südöstlich von Assuan, nubische Westwüste bei Abu Simbel, in der Römerzeit Gebel Abu Diyeiba am Roten Meer.

Beryll

durchsichtig grün. Erst in ptolemäischer Zeit bei Sikait-Subara am Roten Meer abgebaut.

Chalzedon

weißgrau, bläulich schimmernd. Wadi Saga und Wadi Geriga in der Ostwüste, Oase Bahrija und nordwestlich von Abu Simbel, im Fayum und auf dem Sinai.

Chrysopras

durchscheinend apfelgrün, eine Variante des Chalzedon.

Feldspat

durchscheinend grün. Gebel Migif, Wadi el-Rusheid, Wadi Nugrus, Wadi Higelig in der Ostwüste, nubische Westwüste nördlich des Tibesti-Gebirges.

Granat

dunkelrot bis rötlichbraun. Assuan, Ostwüste, Sinai.

Hämatit

metallglänzend, dunkelstahlgrau. Ostwüste.

Jaspis

kräftige Farben in Rot, Grün, Schwarz oder Gelb.
Roter Jaspis im Wadi Saga und Wadi Abu Gerida in der Ostwüste. Grüner Jaspis im Wadi Hammamat. Brauner Jaspis in Form von Wüstenkieseln.

Karneol

durchscheinend rot. In Form von Kieselsteinen in der West- und Ostwüste.

Lapislazuli

dunkelblau mit gelben Eisenpyritadern. Idrisi erwähnt in seiner Erdbeschreibung von 1154 eine Mine bei der Oase el-Charga. Dem Verfasser wurden 1955 von Bischari-Jungen in Assuan große Bruchstücke dieses Halbedelsteins gezeigt. Da er seit vordynastischer Zeit in Ägypten verarbeitet wurde, ist seine Herkunft aus dem Bereich Ägyptens wahrscheinlich. Hauptquelle für Lapislazuli in der antiken Welt war Badakshan im Hindukusch-Gebirge in Afghanistan.

Malachit

undurchsichtig grün. Ostwüste und Sinai. Wurde auf Schminkpaletten zu Puder zerstoßen und als Augenschminke verwendet.

Obsidian

(vulkanisches Glas) schwarz. Ostwüste, wohl auch aus Kleinasien und Abessinien importiert.

Olivin

blaßgrün. Nubien.

Perle

aus der Perlmuschel. Echte Perlen sind – mit einer Ausnahme aus dem Beginn der 18. Dynastie – erst in der Ptolemäerzeit zu Schmuck verarbeitet worden. Perlmutter ist seit vordynastischer Zeit bekannt.

Quarz

nach Feldspat das häufigste Mineral, tritt in drei Farbvarietäten auf:
– weißer Quarz: Quarzgänge, häufig Goldführend.
Assuan und Ostwüste.
– farblos klarer Bergkristall: Ost- und Westwüste, Sinai.
– violetter Amethystquarz: Dioritbrüche der Westwüste. Wadi el Hudi, Ostwüste.

Sarder

durchscheinend schwärzlichbraun. Kieselsteine in der West- und Ostwüste

Türkis

himmelblau bis apfelgrün. Wadi Maghara und Serabit el-Khadim im Sinai.


Königliches Schmuckstück
Rebus-Pektoral mit dem Udjat-Auge (=Mondsymbol, linkes Auge des Horus).
In diesem Schmuckstück findet sich eine vielfältige Symbolik sowie unterschiedliche Materialien. Aus dem Grabschatz Tutanchamuns.
18. Dynastie, Neues Reich.

Ägyptisches Museum Kairo
(Foto: Jon Bodsworth)

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