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Kunst & Kultur > Hieroglyphen

Hieroglyphen – "Heilige Zeichen"

»Hieroglyphen« von hiero glyphica d.h. heilige Zeichen
Die Griechen nannten die Schriftzeichen der Ägypter "Hieroglyphen".

Die alten Ägypter selbst aber, nannten ihre "heiligen Zeichen" so:
Medu-Netscher. Und das heißt: Gotteswort(e)

Der Ausdruck Hieroglyphe ist somit griechischer Herkunft und setzt sich zusammen aus den Komponenten (h)ierós »heilig« und glyphein »einritzen«, »schnitzen«. Die treffendste Übersetzung von Hieroglyphe ist »heiliges Schnitzwerk« oder auch »heilige Vertiefungen«.

Ägyptologische Transkription: ...medu = Wort(e), netscher = Gott

Abb. links: Hieroglyphen-Schreibung
von medu-netscher

Hieroglyphen Fragment

Detail aus einer gemeißelten und bemalten Hieroglyphen-Inschrift.
(Copyright: The British Museum, London. Foto: Anja Semling)

J.F. Champollion: »Eine Hieroglyphenschrift zeigt sich als echtes Chaos; nichts ist an seinem Platz; allem fehlt die Proportion; die in der Natur gegensätzlichsten Dinge stehen hier unmittelbar nebeneinander und bilden monströse Verbindungen: Und doch haben feste Regeln, durchdachte Kombinationen, überlegtes und systematisches Vorgehen unbestreitbar die Hand geführt, die dieses Bild, das dem Anschein nach so ungeordnet ist, gezeichnet hat; diese Buchstaben, so unterschiedlich sie geformt seien, sind jedoch Zeichen, die eine Gedankenfolge erkennen lassen, sie drücken einen durchgehenden Sinn aus und stellen daher eine richtige Schrift dar.«

(Quelle Zitat: »Précis du systéme hiéroglyphique des Egyptiens«, 2. Aufl. 1828)
J.F. Champollion: Hieroglypen-Entzifferer

Die Hieroglyphen galten den Ägyptern als wertvolles Geschenk, und der Erfinder der Hieroglyphen war nach der Auffassung der Ägypter der Gott Thot (Abb. links).

Die Hieroglyphen-Schrift, die sich durch ihre Bildhaftigkeit auszeichnet, beruht auf einem rationalen Schriftsystem, das lange Zeit nach dessen Erlöschen im Gebrauch nicht mehr zu lesen war; geschweige denn zu sprechen.  Das Schriftsystem der Ägypter bestand zwischen dem 4. Jahrtausend v.Chr. und dem 4. Jahrhundert n.Chr. – und somit mehr als 3000 Jahre.


Nach der Ausbreitung des frühen Christentums in Ägypten und der darauffolgenden Vertreibung der letzten Priester aus ihren Tempeln ging nicht nur der ägyptische Götterglaube bald zu Ende, sondern gleichzeitig verschwindet auch die Hieroglyphenschrift. Eine der letzten und somit jüngsten Hieroglyphen-Inschriften befindet sich nachweislich am "Tempel der Isis" auf der Insel Philae, datiert auf 24. August 394 n.Chr.


Geschichtliches

Die ältesten ägyptischen Inschriften stammen aus der Zeit um 3200 v.Chr. Mit den ersten Bildzeichen schrieben die Ägypter vorwiegend königliche Besitztümer auf, d.h. ganz zu Anfang wurde diese Schrift in der Verwaltung (von Gütern) eingesetzt.
Zur Zeit des Alten Reiches gebrauchten die Ägypter die Zeichen dann aber größtenteils für religiöse Inschriften oder Gedenkschriften in Palästen, Tempeln und Gräbern sowie auf Statuen, Särgen, Sarkophagen, Amuletten und Schmuck. Die Hieroglyphen wurden hauptsächlich für monumentale Zwecke verwendet. Und Hieroglyphen gab es überall in Ägypten; sie waren einfach in Stein gehauen, häufig mit schillernden Farben ausgemalt und in seltenen Fällen sogar mit Gold überzogen. Die hieroglyphische Schrift war tatsächlich immer die Schrift, die in die Wände von Tempeln, Gräbern, Stelen usw. eingemeißelt wurde, es war also wirklich eine Schrift zum Meißeln besonders von Heiligem.

Hieroglyphen (Ausschnitte aus Inschriften)


tief gemeißelt in Stein

gemalt auf Holz

tief gemeißelt in Stein

eingraviert in Stein

geprägt in Goldblech

gemalt auf Holz


Schriftsystem

Die alten Ägypter entwickelten eines der ersten Schriftsysteme der Menschheitsgeschichte. Ihre Sprache hielten sie in bestimmten Zeichen zur schriftlichen Fixierung fest. Und dieses Schriftsystem fand seine Anfänge noch vor der dynastischen Zeit Ägyptens. Im Alten Reich war die eigentliche Schrifterfindung bereits abgeschlossen. Als eines der typischen Charakteristiken der Schrift ist, dass Vokale nur eine untergeordnete Rolle spielen und die Ägypter einfach darauf verzichteten diese niederzuschreiben – sowie dies noch heute im Arabischen der Fall ist wo Vokale auch unbezeichnet bleiben.
Das altägyptische Schriftsystem verfügt über eine sehr große Anzahl an unterschiedlichen (Bild-)Zeichen. Es sind tatsächlich fast ausschließlich Zeichen, die als "Bild" zu sehen sind; nicht aber aufgrunddessen auch als das Bild, was dargestellt ist, zu lesen sind.

Es gibt drei große Kategorien (Gruppierungen) von Hieroglyphen, zwischen denen es Übergänge geben kann. Diese Dreiteilung geht im Prinzip bereits auf Champollion zurück:

Phonogramme (Lautzeichen) sind unabängig von ihrem Bildwert als einzelner Konsonant oder als Folge von zwei oder drei Konsonanten zu lesen. Zu dieser Gruppe von Zeichen zählt auch das "Ägyptische Alphabet" - welches allerdings die Wissenschaft zusammengestellt hat.
Ideogramme (Begriffszeichen) sind als der dargestellte Gegenstand oder die dargestellte Handlung zu lesen; Man nennt diese Gruppe auch Bildzeichen.
Determinative (Deutzeichen), diese Zeichen bleiben stumm. Sie werden als echte Symbolzeichen angegeben, zu welcher Vorstellungsgruppe ein Wort gehört. Damit mindern sie die Vieldeutigkeit einer vokallosen Schrift, wie eben die der altägyptischen, und ersetzen am Wortende stehend, die im Ägyptischen fehlenden Worttrenner weitgehendst.

Ausführliche Beschreibungen zu den Hieroglyphen-Gruppierungen: Lautzeichen, Deutzeichen, Begriffszeichen werden in dieser Rubrik erklärt: "Zeichengruppen"...



Königsnamen in Kartuschen

Traditionell besaßen ägyptische Pharaonen eine Titulatur, die aus fünf unterschiedlichen Namen und einleitenden Titeln bestand. Diese Reihenfolge stellt ungefähr gleichzeitig die zeitliche Abfolge ihrer Einführung dar. Bis auf den sogenannten »Eigenname« wurden alle weiteren Namen erst bei der Thronbesteigung angenommen. Der sogenannte Eigenname sowie der Thronname, wurden in Kartuschen geschrieben. – Beispiele:

Bild: Dieter Schütz

Abb. oben: Königskartuschen. Die Hieroglyphen in den beiden Kartuschen sind Königsnamen: Thotmes Men-cheper-re (= Thutmosis III.) Oben: Thronname, darunter der Eigename. – (Bildquelle: Dieter Schütz)

Eigenname links:
Hatschepsut

Eigenname links:
Mentuhotep

Eigenname links:
Echnaton

Eigenname links:
Amenhotep



Weitere Schriftarten im alten Ägypten

Hieratisch (griech.) heißt soviel wie "priesterlich".
Das Hieratische ist eine vereinfachte Schreibschrift (Abb. unten), die von Anfang an neben den Hieroglyphen existierte. Man nennt diese Schriftart auch "Kursive", das Wort bezeichnet eine schnell geschriebene Schreibschrift, deren Buchstaben miteinander zusammenhängen.
Der Bildcharakter der Hieroglyphen war dabei vereinfacht, die Zahl der gebräuchlichen Zeichen wurde reduziert und das Hieratische wurde linksläufig gelesen. Die hieratische Schrift war ursprünglich die vor allem in der Verwaltung benutzte Schreibschrift, also die "Alltagsschrift". Benutzt wurde diese z.B. für Schriften der Verwaltung, Inschriften an Tempeln (Mauern) sowie für religiöse, literarische, mathematische und medizinische Texte, meist auf Papyri. Hieratisch, wird eigentlich fast immer von rechts nach links gelesen (linksläufig).

Typischerweise wurde das Hieratische in Tinte und mit der Binse auf Schriftträger wie Papyrus, Holz, Stoff, Leder oder Scherben aus Kalkstein oder Topfscherben geschrieben.

Vereinfacht kann man noch sagen, dass das Hieratische sich zu den Hieroglyphen verhält wie unsere Handschrift zur Druckschrift.

Abb. links: Hieratisch Inschrift (Ausschnitt)
(Bildquelle: Anja Semling)


Eine Mittelstellung zwischen dem Hieroglyphischen und dem Hieratischen nehmen die Kursiv-Hieroglyphen ein. Sie entwickelten sich vermutlich aus den vereinfachten, direkt auf der auszuarbeitenden Fläche angebrachten Entwurfszeichnungen für Hieroglyphen.

Sie wurden bis in die Spätzeit vor allem bei der Aufzeichnung von Totentexten benutzt.

Abb. rechts: Kursivhieroglyphen.
Ausschnitt aus einem Jenseitsbuch, hier aus dem sog. Amduat.
(Bildquelle: Anja Semling)

Demotisch
Von dem griechischen Wort "demotikos", was soviel wie "populär" heißt.
In der Spätzeit, bzw. genauer im 8. Jahrhundert v.Chr., trat eine weitere Schriftart mit einer nochmaligen Änderung auf, aus der das Demotische hervorging. Diese demotischen Schriftzeichen wurden in der römisch-griechischen Zeit zur Alltagsschrift in ihrem Gebrauch; und diese existierte neben den Hieroglyphen und dem Hieratischen.

Das Hieratische wurde dann nur noch für religiöse Texte auf Papyri verwendet sowie anstelle der Kursiv-Hieroglyphen desweiteren.

Abb. links: Demotische Inschrift. (Ausschnitt)
(Bildquelle: Anja Semling)


Koptisch
Unter dem Einfluß der Griechen in der griechischen Zeit (332–30 v.Chr.) entwickelte sich die letzte Form der altägyptischen Schriftarten, das Koptische. Diese Schrift besteht eigentlich aus griechischen Buchstaben mit einigen Zusatzzeichen aus dem Demotischen. Diese Schrift wird später hauptsächlich von Christen (in Ägypten), den Kopten verwendet, deshalb spricht man von der sogenannten Koptischen Schrift. In der koptischen Liturgie findet man diese Schrift von ägyptischen Christen noch heute in Gebrauch.

Die koptische Periode Ägyptens dauerte von 2. Jh. n.Chr. bis 7. Jh. n.Chr. Im 13. Jh. stirbt das Koptische als lebende Sprache weitgehend aus, es übernimmt das Arabische die Landessprache. 

Abb. rechts: Koptische Inschrift. (Ausschnitt)
(Bildquelle: Anja Semling)

Das Ende der Hieroglyphen

Um 30 vor Christus wurde Ägypten römische Provinz und römische Kaiser herrschten fortan über das Nilland. Die römische Kultur vermischte sich mit der ägyptischen und es gab ein erträgliches Nebeneinander. Ägyptische Priester übten weiterhin ihren Kult um die Götter aus.
Doch nach Ausbreitung des Christentums – Ägypten wird das erste christianisierte Land in der Antike – verdrängt das Christentum die altägyptischen Glaubensvorstellungen und somit schlussendlich auch die Hieroglyphen. Ägyptische Göttertempel, aus der Sicht der Christen waren dies 'heidnische' Tempel, wurden von römischen Beamten, Soldaten und Geistlichen geschlossen.
Den Priestern wurde es verboten weitere hieroglyphische Schriften an Tempelwänden anzubringen. Eine der letzten Hieroglyphen-Inschriften befindet sich nachweislich am Tempel der Isis auf der Insel Philae, datiert auf 24. August 394 n.Chr. Die Inschrift ist eine Lobpreisung an Osiris, in Stein gegraben von einem Priester. – Diese Inschrift besagt:

»Dem Mandulis, Sohn des Horus, (widmet dies) Nesmeterachen für immer und ewig, der Sohn des Nesmeter, des zweiten Priesters der Isis. Der Gott Mandulis, der Herr des Abaton, hat gesprochen.«

Unterhalb des ersten Steins hat der Priester Nesmeterachen noch eine zweite und datierte Inschrift in den Stein gemeißelt, in demotischen Zeichen:

»Ich (…) schuf dieses Werk an dem Bildnis des Mandulis, weil er mir gnädig ist. Heute, am Geburtstag des Osiris, an seinem Dedikationsfest,
im Jahre 110.«


Hieroglyphen sind verboten!
Hieroglyphen an Tempeln oder anderweitig anzubringen war aus Sicht der Christen ein schwerer religiöser Frevel und ein Staatsverbrechen. Der christliche Kaiser Theodosius I. (zwischen 347 und 395 n.Chr.) hatte ein Edikt erlassen, das alle "heidnischen" Kulte im Imperium Romanum bei Todesstrafe verbietet. Und mit der Vertreibung der letzten Priester ist nicht nur der ägyptische Götterglaube dem Untergang geweiht, sondern gleichzeitig verschwindet auch die Hieroglyphenschrift.

Nicht abrupt, da tief im Süden des Landes Ägypten die Macht Roms lückenhaft war und genau dort findet sich eine dieser letzten Hieroglyphen-Inschriften.

529 n.Chr.: Schließung des letzten 'heidnischen' Tempels auf Philae.

Abb. links: eingemeißelte Hieroglyphen, die Kartuschen von König "Ptolemaios, er möge leben ewiglich, geliebt von Ptah" zeigen. Griechische Zeit. (Foto: Christoph Schmid)


Was blieb?
Trotzdem ist die altägyptische Sprache nicht gänzlich ausgestorben in Ägypten! Noch heute verwenden die Kopten (=früheste Christen in Ägypten) eine Weiterentwicklung der Schrift, quasi die letzte altägyptische Schrift, heute aber nur noch in der koptischen Liturgie zu finden.
Eine weitere Schriftentwicklung, während derer aber die Hieroglyphen für Monumente, das Hieratische in der Religion und das Demotische in der Religion und Literatur, noch immer in Gebrauch waren, fand in der griechischen Zeit (332 bis 30 v.Chr.) ihren Anfang: das Koptische. Und diese koptische Schrift, das sogenannte Altkoptische, wurde von da an bis in die römische Zeit (30 v.Chr. bis 5 Jh. n.Chr.) von den ägyptischen Christen angewendet. Allerdings existiert das Neukoptische noch heute in der christlichen Liturgie in Ägypten.
Erst die koptische Schrift bringt als erste Schrift auf ägyptischem Boden Vokale zum Ausdruck. Denn mit der Übernahme des griechischen Alphabets haben die Ägypter versucht, ihre Sprache nicht mehr nur mit den hieroglyphischen und demotischen Zeichen darzustellen, sondern stattdessen – in der griech.-röm. Zeit 332 v.Chr. bis 5 Jh. n.Chr. – auch mit den Buchstaben des griech. Alphabets sowie einigen Zeichen aus dem Demotischen.
Die eigentliche Sprache der Kopten ist also somit eine 'altägyptische' Sprache, geschrieben in koptischen Buchstaben. Nach der Islamisierung übernimmt aber das Arabische die Alltagssprache/-schrift der Kopten. Die Entwicklung der Schreibung nochmal wie folgt:

  • Hieroglyphen. (Schrift des Priesterstandes)
  • Hieratische Schrift. (Schrift des Priesterstandes und der Gebildeten)
  • Demotische Schrift. (Schrift in der Verwaltung)
  • Koptische Schrift (Schrift der Ägypter und ägypt. Christen); heute ist sie die noch angewandte Schreibart in der koptischen Kirche und in ihren Hymnen. Zum Beispiel Gesänge zu Weihnachten und Ostern werden in dieser Sprache gesungen. Weitere Informationen über die Kopten...

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