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Buch-Rezension: Der Nil

Der Nil Fluß der Geschichte

  • Von Terje Tvedt
  • Ch. Links Verlag
  • Übersetzer: Andreas Brunstermann, Gabriele Haefs, Nils Hinnerk Schulz
  • Erschienen: Oktober 2020
  • Sprache: Deutsch
  • Ausstattung: Hardcover mit Schutzumschlag
  • Format: 14,0 x 21,5 cm
  • Seitenzahl: 592
  • Abbildungen s/w: 58
  • ISBN: 978-3-96289-098-8
  • Trailer zum Buch bei YouTube
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Für den Leser beginnt eine lange Lesereise: Dieses opulente Buch handelt von der Geschichte des Nils und wie dieser Fluß die Entwicklung von Gesellschaften in Ägypten und weiteren Ländern in Afrika geformt hat. Der Autor Terje Tvedt hat den gesamten Fluß für seine Recherchen bereist, in zeitlichen Abständen, von der Mündung am Mittelmeer, bis hin zu den Quellen im tiefen Afrika.

Der Nil gilt heute als der längste Strom der Erde. Dieser gigantische Fluß entstand vor rund 15.000 Jahren und vor gut 5000 Jahren fingen Menschen im alten Ägypten am Nil an, den Fluß zu nutzen, indem sie Dämme anlegten. Zu jener Zeit nahm die mächtigste antike Hochkultur ihren Anfang, und währte 3000 Jahre: das Reich der Pharaonen. Der Ägypter paßte sich früh an den Fluß an, mit seinen natürlich schwankenden Wasser- und Schlammmengen. Heute rund 5000 Jahre später, ergibt sich ein anderes Bild als damals. Der Fluß hat viele Veränderungen erfahren: Bewässerungssysteme, Kanäle, Staudämme, Pumpstationen, neue Städte und viel mehr Menschen, allen voran die Millionenmetropole Kairo.

Im alten Ägypten war der Nil der Ort für die Wiederauferstehung des Lebens; heuer ist der Fluß nicht mehr so mystisch wie einst, er ist entzaubert. Wie er entzaubert und verändert wurde beschreibt dies Buch ausführlich in acht Hauptkapiteln: Beginnend im Nildelta in Unterägypten, flußaufwärts nach Karnak und zu den Katarakten. Sodann durch Nubien und den gesamten Sudan (Nord-/Südsudan), um in Uganda das Land der großen Seen leserlich zu bereisen; Kenia, Tansania, Ruanda, Kongo, Burundi, Eritrea und Äthiopien folgen.

Es gibt ein Manko im Buch: eine Karte vom Nil fehlt! Leser die sich anhand einer visuellen Darstellung gerne orientiert hätten, gehen leider leer aus.

Jedes Hauptkapitel ist sehr umfangreich und enthält viele Unterkapitel zum Thema Nil, was seine geopolitische Geschichte anbelangt. Insbesondere das Verhältnis von Großbritannien zu Ägypten wird tief beleuchtet. Ein ganz besonderes Ereignis, war der Bau des gigantischen Assuanstaudammes in der Moderne, der Ägypten von den jährlichen Wasserpegelschwankungen befreite. Wie verschiedene Länder vor und während dieses Baus Einfluß hatten, ist sehr gut beschrieben im Buch.

Thematisch geht es hauptsächlich um politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Ereignisse, die das Leben am Nil präg(t)en. Flora und Fauna am Nil, kommen nicht zur Sprache, nur ganz am Rande stark verkürzt. Das ist etwas schade, denn die einzigartige Naturlandschaft hat vieles zu bieten. Wie diese Landschaften aber teilweise stark über Jahrhunderte verändert wurden, durch Menschenhand, ist eindrucksvoll beschrieben. Und so manches alte Bauvorhaben liegt als Plan noch bis heute in der Schublade, zum Beispiel ein Kanalprojekt im Südsudan.

Der Autor berichtet über viele, auch berühmte, Persönlichkeiten, die mehr oder weniger Einfluß auf die Geschichte des Nils hatten. Sei es in Form von Bauten, Feldzügen, Erforschungen, politischen Strategien, Verträgen, u.v.m. Diese persönlichen Geschichten machen das Buch zu etwas Besonderem. Es ist somit kein reines Sachbuch, sondern auch Erzählbuch.

Eines ist unzweifelhaft beim lesen festzustellen: ohne den Nil wäre ein Leben in Ägypten nicht möglich, damals nicht und heute nicht. Ohne sein Wasser gäbe es dies Leben dort nicht, das sich im Laufe der Jahrtausende entwickelte. Wie genau sich die Menschen den Nil zu Nutze machten, erfährt der Leser, in geographischer Reihenfolge. Der Nil ist somit heute bedroht, durch Überbevölkerung, die immer mehr Wasser benötigt; welche Möglichkeiten es gibt dies Problem zu bewältigen steht im Buch.

Verschiedene zeitliche Epochen aus 5000 Jahren werden beleuchtet. Mit viel Wissen und Recherche-Ergebnissen ist das Buch gefüllt. Kurzweilig ist dies Buch nicht und einen durchgehenden Handlungsstrang gibt es nicht, da die einzelnen Kapitel meist losgelöst voneinander geschrieben sind; dennoch in geografischer Abfolge, von Nord nach Süd.

Nicht unbedingt ein Buch für Altägyptenfreunde – da wenig über das alte Ägypten darin vorkommt, lediglich sieben Unterkapitel am Anfang des Buches: Zum Beispiel als Cäsar und Kleopatra den Nil bereisten. Dennoch lesenswert für Interessierte, die den Fluß kennenlernen möchten, nach der Zeit der Pharaonen!

Rezensentin: Anja Semling

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