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Privatgräber im Tal des Adels
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altägyptisch:
Amentet-Waset
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Zu Recht gelten die altägyptischen Grabanlagen mit ihren farbenprächtigen sowie zum Teil sehr gut erhaltenen Wandmalereien, zu den Primärquellen als einer der wichtigsten Ausgangspunkte für die Untersuchungen zur altägyptischen Historie. Es gibt eine große Anzahl an königlichen und nicht-königlichen dekorierten Gräbern in Ägypten, welche sich voneinander in der Architektur und Wand-Dekorationen hinsichtlich der Bildthemen, unterscheiden.
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In der Nekropole von Theben sind die zahlreichen Adligen-Gräber (nicht-königliche Gräber) für ihre herrlichen malerischen Darstellungen an Bild-Dekorationen zu diesseitigen Themen wie Alltags-Aktivitäten, z.B. Ernte, Fischfang oder Jagd, bekannt.
Abb. links: Deckenmalerei im Grab des Roy.
(Foto: Elvira Kronlob)
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Dekorierte nicht-königliche Gräber gibt es schon seit der Zeit des Alten Reiches, besonders aber aus der Epoche des Neuen Reiches (um 15001075 v.Chr.), auch aus der Epoche des Mittleren Reiches und deren vorausgehenden sog. Ersten Zwischenzeit. Besonders ergiebig erweist sich wie bereits erwähnt die thebanische Nekropole auf der Westseite des Nils gegenüber dem heutigen Luxor.
Privatgräber, das sind Gräber für höhergestellte private Personen, und somit nicht-königliche, gibt es in ganz Ägypten, so z.B. Theben-West, Beni Hasan, Lischt, Elkab, Moalla, El-Berscheh, Sakkara, Gebelein, und weitere Örtlichkeiten.
Sowohl im Norden als auch im Süden des Landes am Nil und in Mittelägypten ließen sich Ägypter, die zur gehobenen Gesellschaftsschicht gehörten die Adligen und Privilegierten des Landes ein schönes Grab errichten; dies war jenen auch schon im Alten Reich erlaubt worden, obschon dem Pharao natürlich zuerst ein prächtiges Grab bestimmt worden war, um an einer ewigen Fortdauer im Jenseits teilzunehmen, im Kreise der Götter.
Auf der Westseite des Nils liegen auf dem weitläufigen Areal, namens Theben-West, gegenüber Luxor, hunderte von Felsgräber für die Noblen der ägyptischen Gesellschaft. Über viele Kilometer verteilt in den Klippen, Hügeln, Tälern und Schluchten des thebanischen Gebirges, fanden hunderte von Beamten und Priestern hier ihre letzte Ruhestätte, aufwändig hergerichtet für ein Leben nach dem Tode.
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Die meisten Adligen der 18. Dynastie liegen in dem Gebiet der Nekropole von Scheich Abd el-Gurna und etliche Würdenträger aus der 19. Dynastie liegen in Dra Abu el-Naga (auch in el-Chocha), alles Gebiete gegenüber dem heutigen Luxor und somit auf dem großen Areal Theben-West. Gleichen Areals befinden sich bei der Arbeitersiedlung "Deir el-Medine" die ebenfalls dekorierten Gräber jener, die einst in der Siedlung gelebt haben: die Künstler und Handwerker, die die Königsgräber im Tal der Könige schufen. Siehe dazu Lageplan weiter unten.
Nekropolen in Theben-West:
- Scheich Abd el-Gurna: Nicht-königliche Gräber aus der 18. Dynastie.
- Dra Abu el-Naga: Nicht-königliche und königliche Gräber aus der 17., 18., 19./ 20. Dynastie.
- Assasif (Ebene östlich v. Deir el-Bahari): hohe Beamte u. Würdenträger aus der 26. Dynastie.
- El-Tarif: Nicht-königliche und königliche Gräber aus der Zeit des Mittleren Reiches.
- Chocha: Privatgräber aus der Zeit der 18. und 19. Dynastie.
- Deir el-Medine: Gräber der Künstler und Handwerker zu jener Zeit.
- Tal der Könige: Pharaonen aus der 18. 20. Dynastie.
- Tal der Königinnen: Königsgemahlinnen und Königskinder aus der 18. 20. Dynastie.
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Abb. oben: Blick auf den Hügel von Scheich Abd el-Gurna wo etliche der Privatgräber der Noblen in den kargen Felshängen liegen; gut erkennbar sind Eingänge zu zahlreichen Gräbern. Zur Blütezeit der 18. Dynastie war dieser riesige Begräbnisplatz ein prestigereicher Bestattungsort der thebanischen Hofbeamten. Ganz in der Nähe liegt das Tal der Könige. (Foto: Bianca Schlegel)
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Lageplan der Gräber-Areale in Theben-West:
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(Grafik Lageplan: Anja Semling)
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Die teils geräumigen Gräber, die in die Felsen gehauen sind, haben als Kernbereiche die inneren Bestattungs- und Kulträume. Die Wände der Räume und deren stützende Säulen sind heute noch vielfach mit farbenprächtigen Malereien dekoriert. Als Motive finden sich vorwiegend Alltagsaktivitäten, wie z.B. die Jagd, der Fischfang oder die Ernte. In den Privatgräbern des Neuen Reiches bereichern auch Themen zu den Jenseitsvorstellungen oder Bestattungsriten der Ägypter die Anlagen. Die herrlichen Wand-Dekorationen sind meist auf Putz gemalt und ihre Farbigkeit leuchtet heute vielfach noch wie damals.
Bislang sind über 400 solcher Grabanlagen von Privatpersonen im thebanischen Gebirge bekannt; es gibt aber weit aus mehr dort, nahezu 1000, die noch nicht alle schriftlich erfaßt und eingeordnet sind. Die bekannten Gräber sind von der Wissenschaft jeweils als ein "Theben-Tomb", Äbkürzung "TT" benannt; und jedes bekannte Grab führt eine Nummer. So ergibt sich zum Beispiel für das Grab des Ägypters "Nacht": TT 52.
Diese Grabanlagen stammen vorwiegend aus der Zeit des Neuen Reiches, 18. und 19. Dynastie. Auch die Könige zu jener beiden Dynastien ließen sich ein Grab in Theben-West errichten, im besagten "Tal der Könige"; etliche ihrer Königinnen und Kinder sind im "Tal der Königinnen" ganz in der Nähe bestattet worden.
Die dekorierten Gräber des Nacht, Sennefer, Ramose
und Roy
In Theben-West wurden während der 18. und 19. Dynastie die obersten Beamten des Amun-Tempels / Karnak, die obersten Beamten der Staatsverwaltung und die obersten Beamten der Armee beigesetzt. Die Personen Nacht, Sennefer, Ramose und Roy zählen zu jenen:
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Grab des Nacht
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Der Grabherr von TT 52 heißt Nacht ("Der Starke"); er war ein Schreiber sowie Astronom zur Zeit Thutmosis' IV. in der glanzvollen 18. Dynastie. Das Grab des Nacht wurde 1889 in Scheich Abd el-Gurna entdeckt. Es zählt zu den wenigen, die fast vollständig erhalten geblieben sind in Theben-West. Das Grabinnere besticht vor allem wegen den herrlichen und großzügig gemalten Szenen zur Jagd im Papyrusdickicht.
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Grab des Sennefer
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Der Grabherr von TT 96 heißt "Sen-Nefer"; er war Bürgermeister der Stadt Theben unter Pharao Amenophis II.
Sennefers Grab liegt in Scheich Abd el-Gurna, wo viele der Adligen-Gräber aus der Zeit der 18. Dynastie liegen. Die Grab- und Kultkammer sind ausgemalt mit herrlichen Bildmotiven, die Alltagsaktivitäten sowie Bestattungsszenen zeigen. Man gelangt über eine mehrstufige Treppe, die in den Fels gehauen ist zum Grab des Adligen Sennefer; die Sargkammer von ihm wurde vollständig mit Inschriften und Bildern dekoriert. Im Grab des Sennefer, dessen Grabkammer vier rechteckige Säulen beinhaltet, findet sich oft der Grabherr selbst mit seiner Frau Merit abgebildet.
Das Dekorationsprogramm in der sog. Pfeilerkammer ist ganz auf Sennefer bedacht; man sieht ihn in vielerlei Aktionen, wie er beispielsweise an einer Lotosblüte riecht, ein Getränk annimmt und auf einem eleganten Stuhl sitzt. Die Wandmalereien sind extrem farbenprächtig. Ein flächiger Farbauftrag sowie harmonische Formengestaltungen prägen den ganzen Raum samt eindrucksvoller Decke, die dekorative Stoffmuster von Webteppichen zeigt:
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Abbildung oben: die herrlich dekorierte Decke in der Grabkammer des Sennefer; das Muster stellt dekorative Stoffe dar. Eine der mitbestimmenden Farben ist hier Gelb, eine Farbe die dem irdischen Bereich zugeordnet wird, im Gegensatz zur Finsternis (als Frabe: kek), und mit dem Sonnenlicht (als Farbe: hedj) in Verbindung gebracht wird, aber auch mit dem kostbaren Material Gold. (Foto: Elvira Kronlob)
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Grab des Ramose
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Recht groß ist das schöne Grab des Wesirs Ramose, der unter den Pharaonen Amenophis III. und Echnaton seinem Amt nachging. Sein Grab mit der Bezeichnung TT 55 liegt in Scheich Abd el-Gurna in Theben-West, wo hunderte von Privatgräbern liegen. Sein erstes Grab ließ Ramose allerdings bei der Stadt Achetaton errichten, gab dieses dann auf, nachdem die Stadt verlassen wurde (Scheitern der Atonreligion unter Echnaton).
Die Grabdekoration von Ramoses Grab in Theben-West blieb unvollendet, zeigt aber herrliche Flachreliefs, die besonders fein gearbeitet sind (Abbildung ganz oben). Neben den eindrucksvollen Reliefs finden sich auch wunderschöne Wandmalereien, die zum Beispiel ausführlich Bestattungsszenen zeigen (Abbildungen oben und unten).
Auffallend bei den malerischen Darstellungen in Ramoses Grab ist die Vermischung von stilistischen Mitteln der Amarnazeit unter Echnaton, mit dem klassisch herkömmlichen ägyptischen Kunststil im Neuen Reich.
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Abb. oben: Träger von Grabbeigaben. Zahlreiche Möbelstücke, wie Bett, Stuhl, Gefäße mit kostbaren Inhalten und Truhen werden dem verstorbenen und für's Jenseits zurecht gemachten Ramose mit in sein Grab gegeben, damit er der dort in seinem weiteren jenseitigen Leben genauso gut ausgestattet sein möge, wie zuvor im Diesseits. (Foto: Elke Bassler)
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Grab des Roy
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Das thebanische Grab von dem Adligen Roy liegt in Dra Abu el-Naga; hier ließen vor allem Würdenträger aus der 19. Dynastie sich ein Grab errichten, obschon Roys Grab in die 18. Dynastie zu datieren ist. Roy war Königlicher Schreiber (Sesch-Nesut) und Vermögensverwalter von Pharao Haremhab letzter König der 18. Dynastie.
Das Grab des Roy ist kleinen Ausmaßes und hat nur eine Kammer. Alle Wände sind wunderschön bemalt, sogar die Decke, die ein eher grafisches Dekor ziert. Das relativ kleine Grab ist ca. 1,85 x 4 Meter groß, orientiert sich nach Südost und besitzt auch eine Nische in der eine Stele aufgestellt ist. Bekannt ist es seit 1822. Die Wände sind nicht flach und deren Oberfläche ist ziemlich grob bearbeitet. Die Ecken sind zum Teil gerundet. Das malerische Dekorationsprogramm enthält Darstellungen zu Alltagsaktivitäten und zur Begräbnisprozession. Desweiteren auch Szenen wo der Grabherr Roy mit seiner Gemahlin Nebettaui Anbetungen vor den großen Göttern im Jenseits vollzieht.
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Abb. oben: Roy mit seiner Gemahlin Nebettaui demütig anbetend vor den Göttern: Nefertem, Maat, Re-Harachte und Hathor, im Jenseits. Vor den Beiden ein Tisch mit aufgestalpelten Opfergaben. Im unteren Register ist der Begräbniszug abgebildet: ganz rechts der Schlitten mit dem Sarg (Details) von Roy und gleich dahinter die Trauernden. (Foto: Elvira Kronlob)
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- Die verbotenen Gräber in Theben
- Verlag: Philipp von Zabern
- Autor: Zahi Hawass
- Erscheinungsdatum: 2009
- Seitenzahl: 288
- Mit 20 Klapptafeln und 300 Farbabb.
- Auflage: 1. Auflage
- Einband: Hardcover mit Schutzumschlag
- ISBN: 978-3-8053-4077-9
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Ein weiteres opulentes Werk zur ägyptischen thebanischen Nekropole gegenüber dem heutigen Luxor liegt der interessierten Leserschaft mit "Die verbotenen Gräber in Theben" von Ägyptens prominentestem Ägyptologen Zahi Hawass vor. Es behandelt die Noblen-Gräber, von denen die meisten nicht der Öffentlichkeit zugänglich sind. Das vorausgegangene Werk "Bilder der Unsterblichkeit", gleichfalls von Zahi Hawass, beleuchtet die Königsgräber im Tal der Könige, genauer die sogenannten Jenseitsbücher.
Komplette Rezension lesen (extern)
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Weiter zu King's Valley 62 (Tutanchamun-Grab) ...
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